Aber natürlich gibt es sie, die guten Lebensmittel aus der Region, und sie stehen für Frische, kurze Wege, regionale Wertschöpfung und Nähe zu den Produzenten. Wenn sie auch für Wasser- und Bodenschutz, Gentechnikfreiheit, Tierwohl und Artenvielfalt stehen sollen, dann tragen sie auch das Bio-Siegel! Denn anders als bei „regional“ sind die Anforderungen bei „Bio“ gesetzlich geregelt – und werden überwacht.
Bio plus Region, das ist also ein Traumpaar. Bioläden nehmen daher gern regionales Bio ins Sortiment, zum Beispiel Brot, Honig, Gemüse oder Eier. Auch viele Bio-Hersteller engagieren sich für ihre Region: Die Bohlsener Mühle bezieht Emmer, Dinkel und Quinoa aus dem Umland, und Taifun hat den Sojabohnen-Anbau in Süddeutschland etabliert. Aries und Taoasis haben den Lavendel in den Norden Deutschlands gebracht. Für die Öle von Bio Planète wachsen Raps und Sonnenblumen in Sachsen, Leindotter in der Oberlausitz. Sonnentor, Kräutergarten Pommerland und Herbaria verarbeiten Kräuter aus Deutschland, und Barnhouse backt sein Krunchy Pur mit regionalem Hafer von Partner-Landwirten.
Regional hat Grenzen, Bio geht immer!
Es wäre ja schön, wenn all unsere Lebensmittel jederzeit nebenan wachsen würden. Aber Regionalität hat natürlich Grenzen. Erstens gedeiht bei uns nicht alles, was wir lieben. Kakao, Orangen, Avocados, Bananen und Pfeffer wachsen einfach nicht in Bayern, Sachsen oder Schleswig-Holstein. Aber in Bio-Qualität sind diese Produkte trotzdem besser für Mensch und Umwelt! Und zum Glück wachsen manche früher „exotischen“ Produkte inzwischen auch bei uns, zum Beispiel Zitronengras, Ingwer, Süßkartoffeln und Gojibeeren. Als Alternative zu Schwarz- und Grüntee gibt es viele heimische Kräuter, bei Kaffee können Sie mal Lupinenkaffee probieren.
Eine zweite Grenze der Regionalität ist die Verfügbarkeit. Wo es keine Bio-Käserei gibt, gibt es keinen regionalen Bio-Käse, wo der letzte kleine Schlachthof geschlossen hat keine regionale Wurst. Die Nachfrage reicht (noch) nicht, um in jedem Landkreis Bio-Kekse zu backen, Bio-Bier zu brauen und Bio-Tofu zu produzieren. Aber trotzdem ist Bio auch von weiter her die beste Wahl, weil nachhaltig erzeugt und verarbeitet, und weil die Bio-Unternehmen fast immer mit Überzeugung bei der Sache sind, sich für das Gemeinwohl engagieren, keinen Regenwald für Palmöl oder Soja abholzen lassen und ihre Gewinne nicht steuerfrei auf den Cayman-Inseln verstecken.
Die dritte Grenze ist die vergleichsweise kurze Erntesaison in Europa. Es gibt Tomaten aus Deutschland, aber eben nicht im April und schon gar nicht im Winter. Bio ist trotzdem die beste Wahl, denn im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft verbrauchen Bio-Landwirte bei der Produktion nur ein Drittel an fossiler Energie, vor allem, weil sie keine synthetischen Dünger und Pflanzenschutzmittel einsetzen. In der Verarbeitung wird auf die meisten Zusatzstoffe verzichtet. Bio-Tiere haben mehr Platz und Freigang, erhalten Futter, das zu einem großen Teil vom eigenen Hof stammen muss.
Ganz klar: Bio aus der Region ist ideal. Der Frühling serviert da gerade neue Möglichkeiten: Spinat, Radieschen, Kohlrabi – und später auch Erdbeeren, Rhabarber und Spargel! Aber auch Bio aus aller Welt ist ein Gewinn für alle – für die Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden, denen Bio-Landwirtschaft ein besseres Leben ermöglicht und für uns, die wir gern mal Schokolade, einen Cappuccino oder ein Curry mit Kokosmilch genießen.
Quelle: ÖkoStattEgo