Mit der In-Ovo-Selektion lässt sich bereits im Ei herausfinden, ob ein männliches oder weibliches Küken heranwächst. Das ist ein aufwendiges Verfahren, weil jedes Ei angepiekst wird. Aufgrund neuer Erkenntnisse, deren zufolge die Embryonen bereits frühzeitig Schmerzen empfinden können, gelten bald neue, komplizierte Regeln. Dennoch ist die In-Ovo-Selektion für die Industrie kostengünstig und fördert weiterhin die Aufzucht von weiblichen Hühnern, die entweder viele Eier legen oder viel Fleisch ansetzen.
Die Industrie geht sogar so weit, dass Legehennen mit dem Gentech-Verfahren Crispr/Cas verändert werden. Dadurch sterben bereits die Männchen vor Geburt und ausschließlich Hochleistungs-Weibchen schlüpfen. Leider gilt dieses Verfahren auf EU-Ebene nicht als Gentechnik, weshalb die Eier nicht extra gekennzeichnet werden müssen. Das Bild vom glücklichen Huhn könnte damit endgültig der Vergangenheit angehören, denn entweder sind die zukünftigen Legehennen auf Hochleistungsprinzip mit 300 Eiern pro Jahr getrimmt oder wachsen zu schnell heran, dass die Knochen nicht mehr fest genug werden, um das angesetzte Fleisch zu tragen.
Zurück zum Bruderhahn. Im EU-Bio-Bereich, also ohne Verbandssiegel, gibt es keine Vorgaben für die Aufzucht der Bruderhähne. Daher ist möglich, dass die Bruderhähne in Polen aufwachsen und gemästet werden - konventionell. Diesen männlichen Tieren, die zwar auf einem Biohof in Deutschland ausgebrütet wurden, ergeht vielleicht das gleiche Schicksal wie einem männlichen Küken, das auf einem konventionellen (Groß-)Betrieb ausgeschlüpft ist. Bekannt ist, dass sie allesamt in Polen aufwachsen und dann von dort aus nach Westafrika vermarktet werden.
Erhält das System genügend Unterstützung, dann können Schwestern und Brüder gemeinsam aufwachsen zu Bedingungen, die ihnen genügend Auslauf, Zeit und Futter bieten. Die Tiere sind von Anfang an gesund und weniger anfällig für Krankheiten und andere Probleme, die Hochleistungstiere bekommen. Der Bauer kann mit Zweinutzungshühnern zu einer natürlichen Aufzucht ohne Leid zurückkehren und sich unabhängig von Konzernen und Lieferketten machen. Kunden greifen natürlich etwas tiefer in die Tasche, vor allem in letzter Zeit, weil das Futter für die Tiere stark schwankt. Dafür schaffen Sie Unabhängigkeit für die Bauern, fördern regionale und natürliche Kreisläufe, geben Tieren Lebensfreude und Kraft, erhalten garantiert gentechnikfreie Eier und können hochwertiges Fleisch verzehren.