Warum wir Bio-Pioniere die Penny-Aktion mit gemischten Gefühlen verfolgen
Manchmal findet man ja Verbündete, wo man es am wenigsten erwartet. So unser Eindruck, als wir hörten, dass sich Penny aktuell mit der Aktion „Wahre Kosten“ für die echten Kosten von Lebensmitteln einsetzt. Allerdings war uns dann schon beim zweiten Blick klar, dass das wohl nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein kann.
Grundsätzlich begrüßen wir es natürlich, wenn auch andere Händler darauf aufmerksam machen, dass im Supermarkt, Discounter & Co. eben nicht der wahre Preis für unsere Lebensmittel gezahlt wird. Langfristige Umweltauswirkungen, Fairness entlang der Wertschöpfungskette und der Erhalt unseres Ökosystems werden im Preiskampf der großen Ketten ignoriert. Privatwirtschaftliche Profite entstehen zum Preis von Umweltschäden, die wir gesamtgesellschaftlich tragen und finanziell stemmen müssen. Nur wird hierfür eben nicht an der Supermarktkasse gezahlt, sondern zeitversetzt und auf Kosten aller. Privatisierte Gewinne beruhen damit auf einem gesellschaftlichen Risiko. Oder einfacher ausgedrückt: Unternehmen bereichern sich auf Kosten der Allgemeinheit und kommender Generationen.
"Als Gesellschaft brauchen wir weniger aktionistische Werbekampagnen sondern mehr Wille zu echtem, nachhaltigem Wirtschaften. Es geht auch ohne Ausbeutung von Mensch und Natur.“
Hier entsteht Irritation im Blick auf die Penny-Aktion. Als Teil der REWE-Handelsgruppe gehört Penny mit Edeka, Lidl und Aldi zu den großen Handelsunternehmen und diktiert rund ums Jahr die Preise mit. Die einwöchige Aktion “Wahre Kosten” scheint deshalb vor allem eins zu sein: ein PR-Coup im Sommerloch. Wieviel ernsthaftes Bemühen und nachhaltiges Interesse an wahren Kosten kann gerade bei einem Discounter wie Penny dahinterstehen, der durch das gesamte Geschäftsmodell Mitverursacher des Problems ist?
David Baumann vom Ökokisten-Betrieb Baumannshof in Mittelfranken bringt es auf den Punkt: “Ich freue mich, dass das Thema der wahren Kosten dank Penny verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Gleichzeitig wirkt es heuchlerisch, wenn ausgerechnet Discounter, deren Geschäftspraktiken auf systematischem Preisdumping basieren, mit wahren Kosten werben. Als Gesellschaft brauchen wir weniger aktionistische Werbekampagnen sondern mehr Wille zu echtem, nachhaltigem Wirtschaften. Es geht auch ohne Ausbeutung von Mensch und Natur.“
„Die Preise für Bio-Lebensmittel entsprechen bereits jetzt sehr genau den wahren Preisen. Auch die faire Bezahlung der Landwirte ist uns Ökokisten-Betrieben sehr wichtig und führt dazu, dass alle im Wirtschaftskreislauf von ihrer Arbeit leben können.“
Sprich: Das kosten uns die Umwelt-Folgeschäden der Landwirtschaft, die sich im Produktpreis aber nicht widerspiegeln. Wenn wir in Zukunft wiederholt Flutschäden und massenhafte Erdbewegungen erleben, weil die Bodenstruktur durch den Einsatz von mineralischen Düngemitteln und synthetischen Spritzmitteln gegen Pilzkrankheiten zerstört wurde, wenn die Böden verarmt, instabil und anfällig für Erosion geworden sind, wenn wir weiter ausschließlich Humus abbauen und dessen Aufbau vernachlässigen, wenn wir an unangebrachten Stellen Grünland in Ackerland umbrechen und Moore trockenlegen, dann wird die Landwirtschaft immer teurer und teurer. Der Biolandbau verursacht durch seinen nachhaltigen, ressourcenschonenden Ansatz sehr viel weniger Folgekosten und die Produktpreise bewegen sich schon nahe an ihren wahren Kosten.
Marion Winkler, Geschäftsführerin des Ökokisten-Betriebs WINO Bio im Raum Heilbronn hierzu: „Die Preise für Bio-Lebensmittel entsprechen bereits jetzt sehr genau den wahren Preisen. Auch die faire Bezahlung der Landwirte ist uns Ökokisten-Betrieben sehr wichtig und führt dazu, dass alle im Wirtschaftskreislauf von ihrer Arbeit leben können.“