Dass unsere Situation eher eine Ausnahme ist, ist klar. Viele von Ihnen haben nicht diese idealen Bedingungen und überlegen beim Kauf von Lebensmitteln bestimmt manchmal, was eigentlich wichtiger ist: Bio? Saisonal? Regional? Oder andersrum? Und was genau heißt eigentlich regional?
Bislang gibt es im Lebensmittelhandel keine konkrete Definition von “regional”. Als Mitglied im Verband Ökokiste e.V. haben wir uns für den Begriff “regional” Richtwerte überlegt und loben nur solche Produkte als regional aus, die im Umkreis von 200 km Luftlinie erzeugt werden. Bei einem Großteil der regionalen Lieferanten unterschreiten wir diesen Richtwert um mehr als die Hälfte. So entsteht eine etwas dynamische Definition von Regionalität, die sich im Grunde für uns so zusammenfassen lässt: Regional bedeutet für uns, dass die Erzeuger im Liefergebiet liegen; zuzüglich geringfügiger vertretbarer Ausnahmen.
Bio? Saisonal? Regional?
Es liegt auf der Hand, dass eigentlich das komplette Paket am sinnvollsten ist. Bio, saisonal UND regional. Aber wenn beispielsweise nur Bioprodukte aus dem Ausland verfügbar sind, kaufen Sie dann nicht lieber regionale Produkte ohne Bio-Siegel? Für uns als Ökokiste ist die Sache klar: Regional ohne Bio geht nicht.
Denn Bio-Lebensmittel werden ohne chemische und synthetische Pestizide hergestellt. Der Verzehr von Bio-Lebensmitteln minimiert daher das Risiko von Pestizidrückständen in der Nahrung enorm. Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass Bio-Lebensmittel tendenziell eine höhere Nährstoffdichte aufweisen. Dies bedeutet, dass sie mehr Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien pro Portion enthalten können. Darüber hinaus zeigen Studien, dass die Herstellung von Bioprodukten geringere Auswirkungen auf die Umwelt in Bezug auf Bodenqualität, Wasserverschmutzung und Artenvielfalt hat. Denn Bio-Landwirtschaft schafft Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten und unterstützt Bauern und Bäuerinnen, die ökologische Anbaumethoden einsetzen. Dadurch entsteht ein nachhaltiger Weg in die Zukunft mit langfristigen Lösungen für die globale Nahrungsmittelproduktion und den Schutz der Umwelt für kommende Generationen.
Regionalität sollte auch im Hinblick auf die Klimabilanz kritisch hinterfragt werden. So weist z.B. Gemüse, das regional angebaut wird und somit kurze Transportwege hat, nicht gleich eine bessere Klimabilanz auf. Denn Gemüse aus dem Gewächshaus verursacht z.B. mehr CO2-schädliche Klimagase als saisonales Freilandgemüse. Der ökologische Fußabdruck der Fleischproduktion ist sogar so groß, dass der Transport und damit der Vorteil der Regionalität kaum ins Gewicht fällt. Häufig haben hier ökologisch erzeugte Lebensmittel in der Klimabilanz die Nase vorn, weil beispielsweise kein Soja aus Übersee als Futtermittel und keine energieintensiven Mineraldünger eingesetzt werden. Darüber hinaus trägt der Bio-Landbau zur Humusbildung bei, was zusätzlich CO2 bindet. In Bezug auf das Tierwohl gibt es bestimmt auch konventionelle Betriebe, die faire Standards wahren. Bei bio-zertifizierten Betrieben gibt es aber weitreichende gesetzliche Regelungen und vor allem Auflagen zur Transparenz. Diese Transparenz bekommen Sie bei konventionellen Betrieben ohne Zertifizierung nur, wenn Sie sie persönlich kennen oder direkten Einblick in die Haltungsbedingungen haben.
Regionalität ist für uns deshalb vor allem dann nachhaltig und umweltverträglich, wenn sie Hand in Hand mit Saisonalität und Bioqualität geht. Denn für uns gehören das “Wo” und “Wie” als Qualitätsmerkmal in der Lebensmittelherstellung unmittelbar zusammen. Nur „regional“ greift als Qualitätskriterium eindeutig zu kurz. Will man Qualitätskriterien definieren, muss für uns die Herkunft mit konkreten ökologischen und sozialen Herstellungs- oder Handelskriterien kombiniert werden.
Wir legen Ihnen aus diesem Grund die folgende Faustregel zur Entscheidungsfindung beim Kauf Ihrer Lebensmittel ans Herz: bio, saisonal, regional – und zwar in dieser Reihenfolge. Das geht natürlich besonders gut mit einer Ökokiste, denn 100% Bio ist sowieso immer garantiert und saisonal und regional ist immer unsere nächste Priorität. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat sich übrigens vorgenommen, Klima- und Umweltleistungen stärker zu fördern. Die Umstellung auf Ökolandbau soll dadurch gesellschaftlich mehr honoriert werden und sich auch finanziell mehr lohnen. Damit erhalten wir zukünftig hoffentlich flächendeckend eine größere Auswahl an regionalen Bioprodukten. Denn wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle lieber Bio-Äcker ohne Rückstände von chemischen Pestiziden hinter dem Haus, oder?